Schienenverkehr mal anders

Lust auf Eisenbahn? Dann sind Sie in Sachsen-Anhalt richtig. Genießen Sie die Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn durchs Selketal oder hoch zum Brocken! Fahren Sie mit der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zum Wörlitzer Park und erkunden Sie das Gartenreich. Oder touren Sie durchs schöne Wippertal: Im liebevoll gepflegten „Esslinger“ der Wipperliese fühlen Sie sich wie zu Hause. Mit den Sonderzügen der Unstrutbahn geht es an den Weinbergen der schönen Saale-Unstrut-Region vorbei. Sie mögen es lieber rustikaler? Dann trifft die Mansfelder Bergwerksbahn als älteste betriebsfähige Schmalspurbahn Deutschlands vielleicht Ihren Geschmack. 

Selketalbahn © Philipp Sonntag

Für alle Liebhaber von Museums- und Traditionsbahnen hat Sachsen-Anhalt auch einiges zu bieten:

Die Harzer Schmalspurbahn

Von Wernigerode, Quedlinburg oder Nordhausen kann man mit den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in den Harz und auf den Brocken fahren. Das 140 km lange Meterspurnetz entstand historisch aus zwei Bahngesellschaften, die 1949 verstaatlicht und von der Deutschen Reichsbahn übernommen wurden. Der erste Streckenabschnitt war 1886 eröffnet worden. 1993 übernahmen die HSB den Betrieb. Täglich fahren Dampfzüge, Dieselzüge und Triebwagen, die im Fahrplan extra gekennzeichnet sind. Höhepunkt für jeden Besuch ist die Fahrt auf den Brocken. Der Bahnhof Brocken auf 1.125 m Höhe ist der höchstgelegene Bahnhof Deutschlands, der von einer reinen Adhäsionsbahn angefahren wird. Die HSB verfügt über eine Reihe historischer Fahrzeuge. An ausgewählten Tagen ist der Traditionszug mit den beiden ältesten erhaltenen Dampfloks 99 5901 und 5902 (Baujahr 1897) im Einsatz, im Selketal ist regelmäßig die 1939 gebaute Dampflok 99 6001 anzutreffen.

Foto: 99 5901 und 99 5902 mit Traditionszug auf dem Brocken. ©Kindelberger

Die Mansfelder Bergwerksbahn

Die Mansfelder Bergwerksbahn (MBB) zwischen Benndorf (am DB-Bahnhof Klostermannsfeld) und
Hettstedt war einst Teil eines umfangreichen Werkbahnnetzes im Grubenrevier des Mansfelder
Landes. Die 10,7 km lange Strecke in 750 mm Spurweite wird vom Verein Mansfelder Bergwerksbahn
e.V. betrieben. 1880 eröffnet, ist sie die die älteste betriebsfähige Schmalspurbahn Deutschlands.
Abraumhalden in Streckennähe erinnern an den Bergbau in der Region, im Mansfeld-Museum im
Humboldt-Schloss Hettstedt kann man sich über die Industriekultur im Mansfelder Revier informieren. An ausgewählten Fahrtagen werden die Museumszüge von in Potsdam-Babelsberg gebauten Dampf- und Dieselloks der Baujahr 1936 bis 1962 gezogen.

Foto: Lok 33 mit Museumszug vor der Abraumhalde des Niewandt-Schachtes bei Siersleben. ©Kindelberger

Die Wipperliese

Am Bahnhof Klostermannsfeld beginnt die 20 km lange Strecke nach Wippra am südöstlichen Harzrand. Die Strecke, auch als Wipperliese bekannt, wurde am 20. Dezember 1920 eröffnet und diente von Anfang an auch dem Touristenverkehr. Nachdem der tägliche Personenverkehr 2015 eingestellt wurde, betreibt seitdem die Kreisbahn Mansfelder Land GmbH die Bahn im an Sonnabenden, Sonntagen und Feiertagen sowie am 1. und 3. Mittwoch im Monat. Die reizvolle Strecke verläuft durchdurch das Wippertal, über das Mansfelder Viadukt und durch den Rammelburger Tunnel. Am Rande der Strecke können das Schloss Mansfeld, der Vatteröder Teich mit der gleichnamigen Parkbahn oder die Museums- und Traditionsbrauerei Wippra besichtigt werden.

Foto: Triebwagen der Wipperliese auf der Strecke. ©Kindelberger

Die Rübelandbahn

Ebenfalls in den Harz führt die Rübelandbahn. Schon 1886 wurde die Strecke von Blankenburg nach Königshütte und Tanne sowie Drei Annen-Hohne eröffnet, heute sind noch 20,8 km bis zum Kalkwerk Hornberg, zu dem ein umfangreicher Güterverkehr besteht, im Betrieb. Mehrere Akteure, darunter der Förderverein Rübelandbahn, der im alten Bahnhof Rübeland den alten Lokschuppen und die nicht betriebsfähige Dampflok 95 6676 („Mammut“) pflegt, haben sich zur Arbeitsgemeinschaft Rübelandbahn zusammengeschlossen und bieten an ausgewählten Tagen Sonderfahrten mit der Dampflok 95 027 an. Zu den Besonderheiten der Strecke gehören die Spitzkehre in Michaelstein und der zwischen zwei Tunneln gelegene knapp 30m hohe Kreuztalviadukt. Sehenswürdigkeiten an der Strecke sind insbesondere die Rübeländer Tropfsteinhöhlen.

Foto: 95 6676 und 95 027 vor dem Lokschuppen in Rübeland ©Schulze

Parkeisenbahnen

Drei Parkeisenbahnen gibt es in Sachsen-Anhalt. Einst als Pioniereisenbahnen erbaut, dienen sie noch heute der Naherholung. Teils über 60 Jahre alt verkörpern sie heute eine eigene Tradition. In Halle (Saale) führt die 2,0 km lange Strecke mit 600 mm Spurweite über die Peißnitzinsel zwischen zwei Saale-Armen. Ebenfalls entlang der Saale verläuft die 1,9 km Strecke in Bernburg vom Bahnhof Rosenhag zum Bahnhof Paradies durch eine Parkanlage. In Vatterode, an der Wipperliese gelegen, verbindet die 1,3 km lange Bahn in der selteneren Spurweite von 500 mm den Ort mit dem Naherholungsgebiet am Vatteröder Teich.

Foto: Zug der Parkeisenbahn Vatterode ©Kindelberger

Die Museumsbahn Magdeburgforth

Die Museumsbahn Magdeburgerforth erinnert an die ehemaligen Kleinbahnen des Kreises Jerichow I (KJI). 1896 eröffnet und 1965 stillgelegt verbanden sie einstmals Burg (bei Magdeburg), Ziesar, Altengrabow, Loburg und Gommern mit einem Streckennetz von über 100 km Länge mit 750 mm Spurweite. Der Traditionsverein KJI betreibt ausgehend vom Bahnhof Magdeburgerforth mit seinem historischen Ensemble aus Bahnhofsgebäude, Güterschuppen und Lokschuppen eine 1,8 km lange Museumsstrecke und restauriert historische Fahrzeuge. Zu den Besonderheiten des Netzes der KJI gehörte das Dreischienengleis mit 750 mm und 1435 mm Spurweite von Loburg nach Altengrabow. Die Strecke befuhr einst Kaiser Wilhelm II mit seinem Hofzug, in den 1980er Jahre transportierte die sowjetische Armee Atomwaffen zum Truppenübungsplatz. Heute nutzt die Bundeswehr die Strecke, gelegentlich fahren hier auch Traditionszüge der Dampfzug-Betriebs-Gemeinschaft, die in Loburg den historischen Lokschuppen der Strecke (Magdeburg-) Biederitz – Loburg und historische Fahrzeuge erhält. Empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten sind der Storchenhof sowie die Burg Loburg.

Foto: Gastlok 99 582 im Einsatz auf der Musemsbahn Magdeburgerforth ©Kindelberger

Feldbahnen

Feldbahnen waren einst ein wichtiger Zubringer für kleine Fabriken oder landwirtschaftliche Betriebe. Noch heute kann man beispielwiese in Schlanstedt und Hundisburg mit solchen Bahnen mitfahren. In Hundisburg führt die Feldbahn über das Gelände des Technischen Denkmals Ziegelei Hundisburg. Einst beförderte die Bahn Ton von der Tongrube zur Ziegelei. Heute fährt sie Besucher mit historischen Dieselloks der 1930er und 1950er Jahre über das Gelände. Historische Brennöfen und ein Eimerkettenbagger sind zu sehen, die Ziegelei selbst kann besichtigt werden Ein Besuch im nahegelegenen Schloss Hundisburg ist zu empfehlen.

Foto: Lorenzug der Feldbahn Hundisburg ©Kindelberger

In Sachsen-Anhalt gibt es eine Reihe weiterer Aktivitäten zum Erhalt historischer Eisenbahnfahrzeuge oder Bahnanlagen. Dazu gehören die Magdeburger Eisenbahnfreunde, die Eisenbahnfreunde Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt, die Dampflokfreunde Salzwedel, die Traditionsgemeinschaft Bw Halle P oder die Traditionsgemeinschaft 50 3708-0 (Halberstadt). Die IG Unstrutbahn bietet auf der Strecke zwischen Naumburg, Artern und Wangen Sonderfahrten zur Belebung des Bahnverkehrs in dieser reizvollen Gegend an. Die Bahn ist dabei Ausgangspunkt von Boots-, Rad-  und Wandertouren, als touristische Attraktionen locken der Wochenmarkt in Roßleben, das Glockenmuseum in Laucha, der Naumburger Dom, der Tierpark in Bad Kösen oder eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn in Naumburg.

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